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Mahias: "Ich bin so nah dran, meinen Traum umzusetzen"

Tuesday, 10 October 2017 08:12 GMT

Der Franzose hat die erste Chance, den Titel sicherzustellen

Lucas Mahias (GRT Yamaha Official WorldSSP Team) schwenkte die französische Fahne beim Rennwochenende in Magny-Cours mit Stolz. Der Franzose, der im Qualifying Pech hatte, zeigte eine heldenhafte Leistung im Rennen der FIM Supersport World Championship. Er zeigte atemberaubende Überholmanöver, obwohl er eine Verletzung an der Hand hatte.

Nachdem er sich gegen Landsmann Jules Cluzel (CIA Landlord Insurance Honda) in einem Ellbogenduell durchsetzte, gab er alles, um gegen PJ Jacobsen (MV Agusta Reparto Corsica) ein Manöver zustarten, doch es gelang ihm nicht, den US-Amerikaner einzuholen und aufs Podium zu fahren.

Der Yamaha-Fahrer übernahm die Führung im Kampf um den WorldSSP-Titel und hat nun neun Punkte Vorsprung auf Kenan Sofuoglu (Kawasaki Puccetti Racing), der sich schwer verletzte.

Mahias hat in zwei Wochen beim finalen Europarennen in Jerez die erste Chance, den Titel sicherzustellen. Vor diesem entscheidenden Rennen hat er sich mit WorldSBK.com getroffen.

Lucas, du hattest Zeit, um alles zu reflektieren. Wie fühlst du dich nach deinem Heimrennen in Magny-Cours?

"Ich bin extrem zufrieden mit diesem Ergebnis. Natürlich hätte ich es bevorzugt, auf dem Podium zu stehen, doch es war schwierig, ein besseres Ergebnis einzufahren. Ich gab alles. Das Rennen war ziemlich schwierig. Beim Start fand ich mich auf Position 19 wieder. Ich kann zufrieden sein, es in dieser Klasse von Position 19 auf vier geschafft zu haben."

Kannst du die Saison in ein paar Worten wiedergeben?

"Ich bin ziemlich zufrieden, doch gleichzeitig bin ich überrascht, wie alles lief. Wir bekamen das neue Motorrad ziemlich spät. Vor dem ersten Rennen konnten wir nicht viel testen. Es ist ein neues Team mit neuen Mitarbeitern. Wir mussten uns kennenlernen und zusammen arbeiten. Es ist meine erste volle Saison in der Weltmeisterschaft. Erstmals fahre ich in einem Werksteam. Diese Ergebnisse waren nur möglich, weil ich von so vielen professionellen Leuten umgeben bin, denke ich. Es ist eine große Genugtuung, die Meisterschaft anzuführen."

Du führst jetzt die Meisterschaft an. Wir fühlt sich das an?

"Natürlich bin ich glücklich, doch ich weiß, dass es anders gelaufen wäre, wenn sich Kenan nicht verletzt hätte. Ich muss in dieser Klasse noch viel lernen. Er verpasste die beiden ersten Events und ich hatte genau so viele Ausfälle, mit Ausnahme des Rennens in Magny-Cours. Er gewann viele Rennen. Ich war oft direkt hinter ihm. Ich erkannte, dass mir etwas fehlt, um ihn zu schlagen. Ich kam immer näher heran, als wir auf das Ende der Saison zusteuerten. Ich bin ein bisschen traurig, dass es so enden musste. Doch das ist ein Teil des Rennsports. Wenn ich mich richtig erinnere, dann gewann er 2015 den Titel, weil sich Jules verletzte."

Die YZF-R6 ist ein neues Motorrad. Es scheint, als ob das Motorrad ein ziemlich komplettes Paket hat. Welche Schwächen hat es?

"Uns fehlt nur die Erfahrung, denn wir starten bei jedem Rennen mit einem leeren Blatt. In Magny-Cours verwendeten wir die Abstimmungen, die ich 2015 beim Wildcard-Start nutzte, doch das Motorrad ist anders. Wir müssen an allen Details arbeiten, wie zum Beispiel den Federelementen. Wir haben eine Basis, doch es ist viel schwieriger als für Kawasaki, Honda oder MV Agusta, die ihre existierenden Daten nutzen können. Zudem denke ich, dass uns ein bisschen Leistung fehlt. Da die Anzahl der Motoren begrenzt ist, war es nicht einfach, Tests im Laufe der Saison zu organisieren. Es gibt viele Details, die wir für die kommende Saison verbessern müssen."

Woran müsst ihr arbeiten, um weitere Fortschritte zu erzielen?

"Ich weiß nicht so richtig, was mir fehlt. Es gibt Strecken, die ich neu entdecken musste. Es ist eine Sache, an eine Strecke zu kommen und um den Sieg zu kämpfen. Doch es ist etwas anderes, wenn man um den Titel kämpft. Yamaha und das Team haben mich nicht unter Druck gesetzt, ich schon. Die WorldSSP-Krone ist mein Lebenstraum. Seit meinem Renndebüt war es nie mein Traum, in der MotoGP zu fahren. Mein Ziel war es immer, World Supersport Champion zu werden. Es ist eine Klasse, in der ich immer träumen konnte. Und jetzt bin ich nah dran an der Umsetzung dieses Traums. Wenige Träume werden wahr, doch mir fehlt nicht viel. Ein gewisser Druck lastet auf meinen Schultern. Den Umgang damit muss ich noch lernen. Kenan befindet sich in einer anderen Situation. Er ist bereits fünffacher Weltmeister. Der sechste Titel würde nicht viel ändern. Bei mir ist es anders. Ich baue etwas auf."

Wie gehst du die beiden ausstehenden Rennen der Saison in Jerez und Losail an?

"Ich werde weiterhin so arbeiten, wie ich es seit dem Beginn der Saison tat, und versuchen, um Siege zu kämpfen. Seit dem Beginn der Saison habe ich immer alles gegen. In Misano hätte ich hinter Kenan ins Ziel fahren können, anstatt Risiken einzugehen. Diese Herangehensweise werde ich beibehalten. Wenn ich zu viel nachdenke, kann ich es nicht erreichen. Viele Fahrer scheiterten an dieser Situation. Ich verstand an diesem Wochenende, dass alles sehr schnell vorbei sein kann. Ich werde weiterhin kämpfen. Siege wären noch schöner."

Du fährst nächstes Jahr für das gleiche Team. Planst du irgendwann einen Wechsel in die WorldSBK?

"Auch wenn es immer mein Wunsch war, World Supersport Champion zu werden, wollte ich nie, dass meine Karriere in dieser Klasse endet. Es ist ein großer Schritt. Ich fuhr bereits eine 1000er-Maschine, im Langstreckensport und in der Superstock 1000. Ich mochte es sehr. Das Reifenmanagement ist anders als bei den 600ern. Mein Fahrstil passt sich perfekt an. Es kann nur positiv sein für mich, eine zweite Saison in der WorldSSP zu bestreiten. Ich hoffe, dass ich im Jahr darauf in die WorldSBK wechseln kann."

Verfolge Mahias' Entwicklung mit dem WorldSBK VideoPass. Beim Rennwochenende in Jerez hat er die erste Chance, seinen Traum zu erreichen. Am Freitag, dem 20. Oktober, beginnt das Freie Training. Am Sonntag startet um 11:30 Uhr das Rennen.